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habe ich die Freigabe zur Veröffentlichung des Artikel´s „Große Artenvielfalt auf dem Gründach“ aus der Ausgabe 8.2021 auf der Seite 32 von der dach+holzbau und die dazugehörigen Fotos für meine Homepage erhalten.

Die Veröffentlichung erfolgt nur in Teilen, den kompletten Artikel finden Sie online unter dach+holzbau oder hier als pdf.


Der Autor ist Ralf Walker, Leiter der Forschung und Entwicklung bei der Zinco GmbH.

Große Artenvielfalt auf dem Gründach

 

Biodiversitäts-Gründach auf einer Lagerhalle in Holzbauweise in Wagenfeld
 

 

Ein Leuchtturmprojekt für den Schutz von Flora und Fauna gelang im niedersächsischen Wagenfeld mit einem

10 000 m² großen Biodiversitäts-Gründach auf einem Warenlager. Die regionaltypischen Pflanzen auf dem Gründach dienen unter anderem als Nahrungsangebot für heimische Tierarten.

 

 

„Wie baut man in Zeiten von Flächenfraß, Artensterben und Klimawandel ein umweltfreundliches Lager?“ fragte sich Dirk Lütvogt, damaliger Geschäftsführer der Friedrich Lütvogt GmbH & Co. KG Mineralbrunnenbetrieb aus dem Kreis Diepholz. Für das Tragwerk des Warenlagers setzte der Bauherr auf einen nachwachsenden Rohstoff: Das Hallentragwerk und der Bürotrakt des Gebäudes wurden in Holzbauweise errichtet und die Fassade mit Lärchenholz verkleidet. Geplant, vorgefertigt und angeliefert wurden die Holzbauteile für das Hallentragwerk von der Schaffitzel Holzindustrie aus Schwäbisch Hall. Zusätzlich erhielt das Gebäude ein ganz besonderes Gründach. Dass sich für die Dachbegrünung des Lagers sogar eine Kooperation mit der Hochschule Osnabrück ergab, hing auch mit dem Dachbegrünungshersteller Zinco zusammen, der seit vielen Jahren gemeinsam mit der Hochschule im Bereich Biodiversität zusammenarbeitet.



Wissenschaft und Praxis 

Das Team um die Wissenschaftler Prof. Dr. Kathrin Kiehl, Dr. Roland Schröder und Daniel Jeschke forscht seit Januar 2017 an dem vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und dem Land Niedersachsen geförderten Projekt „Roofs For Biodiversity (Roobi)“. Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, welche Pflanzenarten der Nordwestdeutschen Sandtrockenrasen sich für Dachbegrünungen jenseits einer konventionellen Sedumbegrünung eignen. Sedumbegrünungen sind niedrige, bodendeckende Extensivbegrünungen, die pflegearm und dauerhaft sind – aber auch wenig Artenvielfalt bieten. Bei dem Forschungsprojekt geht es auch um die Schaffung neuer Lebensräume auf dem Dach zur Sicherung und Förderung gebietseigener Flora und Fauna.

Erhaltung der Biodiversität als Ziel

 „Lebensräume für viele heimische Wildpflanzen und -tiere schrumpfen leider fortschreitend durch die Intensivierung und Aufgabe von Landnutzung sowie städtische Verdichtung“, erläutern Dr. Roland Schröder und Daniel Jeschke die Hintergründe des Forschungsprojekts. Wesentlich für die Erhaltung der Biodiversität seien sowohl Artenvielfalt als auch die genetische Vielfalt der Wildpflanzen. Für die Forschung an den Wildpflanzen standen der Hochschule Osnabrück bisher 54 Versuchsflächen auf dem Dach des Bibliotheks- und Hörsaalgebäudes am Campus der Hochschule Osnabrück zur Verfügung. Zu diesen 500 m² gesellen sich nun 10 000 m² Dachfläche auf dem neuen Lagergebäude der Firma Lütvogt.

 

Die Finanzmittel für die Anlegung der Gründachflächen und die Durchführung des „Roobi“-Projekts kamen vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung sowie vom Land Niedersachsen. Mit dieser Unterstützung und hohen eigenen Finanzmitteln konnte der Bauherr Dirk Lütvogt das regionaltypische Biodiversitäts-Gründach auf der Lagerhalle so umsetzen, wie es für das Forschungsprojekt notwendig war. Für das Gründach nutzte man die bereits gemeinsam mit der Hochschule Osnabrück erprobten Systemvarianten zur Realisierung eines Biodiversitäts-Gründaches für Sandtrockenrasen. Die Firma Garten- und Landschaftsbau Gröne aus Dinklage führte die Dachbegrünung aus. Auf der um zwei Prozent geneigten und zuvor abgedichteten Brettschichtholzkonstruktion des Daches wurde die Dachbegrünung im Herbst 2019 erstellt. Die Gründacharbeiten dauerten zwei Monate. 

Die Wissenschaftler hatten das Dach vorab in unterschiedliche Teilflächen eingeteilt, um das Wachstum heimischen Saat- und Rechguts in Abhängigkeit verschiedener Substrat- und Bewässerungsmengen zu beobachten und schließlich die beste Kombination zu finden. Dabei wurden auf dem Hallendach der Firma Lütvogt Systemvarianten mit den Wasserverteil-, Speicher- und Dränelementen „Aquatec AT45“ und mit der Dränage-Rollenware „Fixodrain XD 20“ von Zinco umgesetzt.

Passendes Nahrungsangebot für heimische Tierarten


Auf abgegrenzten Bereichen wurden als hochwertigste Form der Vegetationsansiedlung sowohl zertifiziertes gebietseigenes Saatgut als auch samenhaltiges Rechgut aus Sandtrockenrasen der Region auf den vorbereiteten Substratflächen ausgebracht. Ergänzend wurden Sedum-Sprossen gebietseigener Herkunft verwendet. Genau diese regionaltypischen Arten des nordwestdeutschen Sandtrockenrasens stellen das passende Nahrungsangebot für viele heimische Tierarten dar. Diese nutzen das Angebot aber nur, wenn sie auch Unterschlupf auf dem Dach finden. Wildbienen haben beispielsweise nur einen Aktionsradius von wenigen hundert Metern. Daher wurden auch vegetationsfreie Flächen wie Sandlinsen, Totholz und kleine Wasserflächen als Lebensraum und Brutstätten auf dem Gründach angelegt. Über eine besonders augenscheinliche Brutstätte dürfen sich die Störche freuen, denn ihr Nest thront über dem Gründach.

 

Das „Biodiversitäts-Gründach“ der Firma Lütvogt ist bisher einzigartig – nicht nur in seiner Dimension, sondern vor allem hinsichtlich des Ansatzes zur regionaltypischen Artenvielfalt. Die 10 000 m² große, begrünte Erprobungsfläche untersteht im Rahmen des Folgeprojekts „DaLLi - extensive Dachbegrünungen in urbanen Landschaften als Lebensraum für Insekten“ einem langfristigen Monitoring.

 

In Zukunft sollen auch interessierte Besucher das Gründach der Firma Lütvogt besichtigen können – geplant sind eine Aussichtsplattform sowie eine Dauerausstellung. Das regionaltypische Biodiversitäts-Gründach soll sich so über die Jahre etablieren und hoffentlich nicht nur viele Wildbienen anziehen, sondern auch jede Menge Nachahmer inspirieren.

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